Band
Von „Bärner Ländler-Transfer“ via Ländlerquartett Res Schmid - Gebr. Marti zu RSGM
Eine vielseitige Berner Gruppe stellt sich vor
Im sportlichen Bereich sind Transfers gang und gäbe, und meist stehen dabei horrende Geldbeträge im Spiel. Ein Transfer der besonderen Art erfolgte im Herbst 1983, als sich ein Viertel der legendären „Schmidbuebe, Bantigen“ mit drei Vierteln der „Huusmusig Marti, Jegenstorf“ zu einer einmaligen Formation vereinigten.
Am Anfang erwies sich der Name „Bärner Ländler Transfer“ als wahrer Zungebrecher und viele Veranstalter hatten Mühe damit (sagt man „Tränsför“ oder wie?). So einigte man sich schliesslich auf die Namen der Interpreten: Res Schmid-Gebrüder Marti. Schon von Beginn weg gelang es den vier Bernern, eine eigene unverwechselbare Identität zu finden. Das Quartett darf sich zu den innovativsten Volksmusik-Gruppen zählen. Was diese Musikanten auszeichnet, ist ihre Vielfältigkeit, gepaart mit Perfektion in der Ausführung.
Die Hauptmusikrichtung ist und bleibt zwar die Ländlermusik, doch die Lust am Experimentieren war von Anfang an vorhanden. „Wir bleiben einer Linie treu, die bereits vor 20 Jahren Ueli Mooser aufgezeigt hat“, pflegt etwa Res Schmid zu sagen, wenn das Quartett ausländische Folklore-Elemente interpretiert. Dazu kommt, dass Hektor eine klassische Klavierausbildung genoss und früher als Klarinettist in einer Jazzband spielte. Daniel und Markus spielten zusammen in einer Rockband.
Dazu werden Konzerte (fast) aller Musikstile besucht: vom Jazzfestival Montreux zur Opernaufführung in Avenches, von der Ländlermusik-Stubete bis zum Rockkonzert im Hallenstadion.
Mit der gleichen Sorgfalt nimmt sich das Quartett auch dem einheimischen Musikgut an, seien es Kompositionen für das Schwyzerörgeli von Josias Jenny, welche Res und Daniel mit einer unvergleichlichen Virtuosität und Originalität interpretieren oder Kompositionen von Thomas Marthaler, Karli Oswald, Ueli Mooser, Kasi Geisser. Alles Vorbilder von Höku.
Bereits drei Jahre nach der Gründung entstand die erste Produktion "Starche Tubak" mit Eigen-kompositionen und eher traditioneller Ländlermusik. Da alle vier leidenschaftliche Eishockeyfans sind, lag es auf der Hand, dass die folgende Produktion "Mit Ländler am Pögg" betitelt wurde. Erwähnenswert ist, dass das Coverbild im Original-Dress damaliger SCB-Stars aufgenommen wurde "Musikalische Sprütztour" war ein Streifzug durch die Notenbüchlein bekannter Ländlerkom-ponisten, wobei man speziellen Wert auf eine Interpretation im Sinne des Komponisten legte. Den Rahmen des bislang üblichen sprengte die Produktion "Örgelizauber". Dazu Res Schmid: "Viele Instrumente wie zum Beispiel Klavier, Klarinette oder Gitarre werden in verschiedenen, zum Teil sehr unterschiedlichen Stilrichtungen wie Klassik, Jazz, Rock oder Ländlermusik verwendet. Meiner Meinung nach eignet sich auch das Schwyzerörgeli zu vielseitigerem Einsatz als allgemein bekannt Ist. Selbst als grosser Ländlerfan bin ich oft davon fasziniert, wie anmutig und oft zauberhaft schön sich dessen Klang auch in "nichturchiger" Musik und zu "ländlerfremden" Instrumenten verhält." "10 Jahre Res Schmid-Gebr. Marti" wurde exakt (auf den Tag genau!) 10 Jahre nach dem ersten Auftritt des Quartetts vorgestellt. (Dieser fand übrigens am 21.Okt. 1983 im Rest. Grauholz BE statt) Hier wurden alles neue Eigenkompositionen der vier Musiker berücksichtigt. Dank der vier Multitalente eine sehr vielseitige und musikalisch interessante Produktion. "Musigbox" hiess die nächste Produk-tion. Diese war eher wieder kommerzieller angehaucht mit vielgewünschten Titeln und Evergreens, wie sie auch in einer Musikbox abgespielt werden. Viel Mut zeige das Quartett bei der Produktion von "Bärenstark". Dieser Tonträger erschien als Eigenproduktion und ist im offiziellen Handel nicht erhält- lich. Auf dieser Produktion wurden wieder ausschliesslich neue Eigenkompositionen aufgenommen. Die nächste Produktion erschien im Jahre 1999. Die Formation nannte das Kind beim Namen: Weil es die achte Produktion von Res Schmid-Gebr. Marti war, heisst sie schlicht: "die 8 ti". Die Formation liess wiederum aufhorchen. Ueli Moosers Kommentar dazu: " Ein buntes Sammelsurium von Eigenkompositionen mit Stilelementen aus Schweizer Volksmusik, internationaler Folklore, leichter Klassik, Jazz und Pop, die ein aufmerksames Hineinhören erfordern. Vermehrt finden auch ruhige, fast besinnliche Stücke ihren Platz. Fazit mit v - vital, virtuos, vielseitig, verträumt, kurz: verdammt gut !" 2003 wurde die nächste CD "20 Jahre RSGM" präsentiert. Auch diese CD fiel auf durch viele Eigenkompositionen, witzigen Arrangements, vielseitigen Instrumentierungen auf hohem technischen Niveau: eben im typischen, unvergleichlichen RSGM-Sound. Im Jahr 2008 veröffentlichte RSGM ein weiteres Album mit fast nur Eigenkompositionen: "Bodeständix". Und 2015 erschien die aktuellste CD der Formation: "Äuä de scho". Auf dieser Produktion wurden 21 neue Eigenkompositionen der vier Musiker präsentiert. Das Cover wurde übrigens vom Grafiker Lukas Zbinden entworfen. Dieser hatte bereits "Örgelizouber" und "Bärenstark" entworfen. Im Jahr 2019 erschien eine weitere CD: "RSGM spielt Dünner" mit 22 neuen, unveröffentlichten Kompositionen des Altmeisters Fritz Dünner.
Dieser Stil von RSGM lässt sich in keine Schublade zwängen: zu viele Einflüsse aus verschiedenen Musikstilen prägen den Sound. Und doch spielt das Quartett RSGM im Grunde genommen einfach innovative Volksmusik.
Kein Wunder, dass sich bei solch intensiver Tätigkeit auch Höhepunkte einstellten. So war die Formation -nebst allen einschlägigen TV-Sendungen mit Wysel Gyr, Sepp Trütsch oder Kurt Zurfluh und Nicolas Senn- auch bei grossen "Samstagabend-Kisten" wie "Benissimo" oder "Supertreffer" engagiert. RSGM war auch an den "Swiss Sport Awards 2014" oder an der Gala "Viva Volksmusik 2015" dabei.
Den berühmten Jodler Peter Hinnen begleitete das Quartett bei seinem Weltrekord im Schnelljodeln. Ausland-Engagements sowie Kreuzfahrten boten Gelegenheit, auch die geselligen Seiten eines Mu- sikantenlebens voll auszukosten. Jahrelang spielten wir zudem an den legendären Hafenkonzerten "Gruss vom Bodensee" aus Friedrichshafen D mit.
Doch der absolute Höhepunkt in der mittlerweile bereits 17 jährigen Karriere des Quartetts erfolgte am 19. Febr. 1999: Die Verleihung des "Prix Walo". Diese Auszeichnung wurde 1974 zu Ehren des damaligen Unterhaltungschefs von Radio DRS, Walo Linder geschaffen und wird für besondere Verdienste in verschiedenen Sparten der Unterhaltung verliehen.
Zum 25-Jahr-Jubiläum schuf der Künstler Rolf Knie eine neue Trophäe. Diese steht nun (abwechs- lungsweise) in der guten Stube von Res, Höku, Dänu und Küse. Der Preis wird insofern noch aufge- wertet, als die Preisträger durch eine hochkarätige Fachjury vorgeschlagen werden.
Dieser Preis wird jährlich durch einen Verein an herausragende Persönlichkeiten der Volksmusik für ihr Lebenswerk vergeben. Res wurde diese Ehre zuteil. Und im Oktober 2013 wurde ihm dieser Preis durch seinen Vorgänger, Carlo Brunner übergeben. Im Rahmen einer grossen Feier wurde Res gefeiert, sei es durch Reden, durch Musik (RSGM, Alderbuebe, Schmidbuebe, Marilena Schmid) und durch gutes Essen. Die Feier fand in der Aula der Sek. 1 Bolligen statt. Das Medienecho war überwältigend!
Von Dez. 2018 bis März 2019 waren wir wieder im Phonoplay Studio von Walter Föllmli. Wir produzierten eine CD mit 22 neuen, unveröffentlichten Kompositionen von Fritz Dünner. Diese CD ist seit Juli 2019 im Handel erhältlich.
Im Aug. 2019 spielen RSGM in der Live-TV-Sendung "Potz Musig" aus dem ESAF (Eidg. Schwing- und Älplerfest aus Zug ZG mit. Sie interpretieren einen Titel aus ihrer neuen Dünner-CD.
Im Sept. 2019 sind Res, Dani, Markus und Hektor als Juroren am Eidg. Volksmusikfest in Montana VS.
Und im Dez. 2019 gibt es wieder eine kleine Adventstournee mit Roland Zoss und Jimmy Flitz. Es wird diee Letzte sein...
...in den Köpfen schwirrt schon wieder eine Idee einer nächsten CD herum...
Und wie geht es weiter mit Res Schmid, Hektor, Daniel und Markus Marti?
Dazu das Quartett: "Wir hatten über all die Jahre ein sehr gutes Verhältnis und hoffen, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. Unsere musikalischen Ideen werden uns wohl nie ausgehen. Eher mangelt es an der Zeit, all die Pläne auszuführen, die uns in den Köpfen herumschwirren. So hoffen wir, dass wir unsere Musik im gleichen Sinn und Geist noch lange weiterpflegen können. Länger denn je sind uns Gesundheit und Freundschaft ebenso wichtig wie die Musik."
Aktuell arbeiten wir an einer neuen CD. Die ersten Studiotage sind bereits vorbei.
Die neue CD wird irgendwann 2024 erscheinen. Titel noch unbekannt. Aber wie immer mit lauter neuen Eigenkompositionen.
Im Herbst 1983 (also vor 40 Jahren) spielten wir unser erstes live Konzert im Autobahnrestaurant Grauholz bei Bern.
HM 15.01.2024